Das Limburger Schloss - im Schatten des Domes

Epoche 1:
Bis zum 10. Jahrhundert gibt es Spuren einer eisenzeitlichen, keltischen Besiedlung auf dem Berg, wie Befunde es bezeugen. Im 7. oder 8. Jahrhundert folgt dann vermutlich eine fränkische Besiedlung und eine zentrale Fluchtburg. Fränkische Gräber wurden unter der Vorgängerkirche des Doms aus der Zeit um 910 gefunden.
 

Epoche 2:
Im 10. Jahrhundert gibt es eine Gaugrafenburg als Herrschaftsmittelpunkt an der Lahnfurt der "Hohen Straße" von Köln nach Frankfurt. Innerhalb dieses Burgbereichs, der vom schroffen Felsen im Osten bis zur heutigen Domstraße im Westen des Bergs reichte, wird eine Herrenburg im Ostteil der Anlage steil über der Lahn gebaut.
910 ist die Gründung eines Stifts durch Graf Konrad, genannt Kurzbold, aus dem Geschlecht der Konradiner. Er stirbt 948 und hat seine Grablege im Dom gefunden. Weiterer Ausbau der Burg um 1000 bis etwa 1100. Beginn der Herrschaft des Stifts über die Burg und Anfänge einer befestigten städtischen Siedlung vor der Burg.

 

Epoche 3:
Vom 12. bis zum 15. Jahrhundert. Die Planung des Baus der Stiftskirche beginnt um 1180, um 1200 werden Stadtmauern errichtet, ein Siegel von 1213 bezeichnet Limburg als Stadt. Um 1220 erreichen die Isenburger Grafen die Lehnsherrschaft über Burg und Stadt und die Vogtei über das Stift. Die bestehende Herrenburg im Osten des Bergs wird zur Residenz ausgebaut und der Wohnturm errichtet. Vor 1300 auch die Burgkapelle ausgebaut. Um 1250 wird Imagina von Isenburg hier geboren, die spätere Gemahlin des Deutschen Königs Adolf von Nassau. 1379 wird der Saalbau errichtet. Die Burg wird jedoch wegen des Widerstands der Bürger der Stadt keine Verteidigungsfestung. 1407 sterben die Isenburger als Herren von Limburg aus.

 

Epoche 4:
Vom 15. bis 19. Jahrhundert: Ab 1400 bis 1803 ist das Schloss Verwaltungssitz des Kurfürstentums Trier für seine östlichen Gebietsteile. Zahlreiche Umbauten erfolgen in dieser Zeit. So wird 1534 die Kapelle überbaut, 1612 der Fachwerkbau errichtet und 1720
der Barockbau als Wohnung für den trierischen Amtmann erbaut.

 

Epoche 5:
19. Jahrhundert. 1802 Übergang von Schloss und Stadt an Nassau- Weilburg, später Herzogtum Nassau. 1803 Auflösung des Stifts nach fast 900 Jahren. 1866 fallen Schloss und Stadt an Preußen.

Baugeschichte des Schlosses

Das Schloß um 1780 - Zeichnung von Dr. Schirmacher

A = Renaissancebau
B = Der Wohnturm
C = Der Kapellenbau
D = Der Saalbau
E = Die Scheune
F = Der Barockbau

Bauteil A. Der so genannte Renaissancebau
Er besteht aus einem massiven gewölbten Erdgeschoß und einem Fachwerkobergeschoß. Das Obergeschoß wird durch einen vorgesetzten Fachwerk-Treppenturm erschlossen. Im Erdgeschoß befand sich die Küche, angrenzend ein Speisezimmer mit Nebenraum und ein Abtritt. Von der Küche führten zwei Zugänge in den Bauteil B.

Im Obergeschoß befanden sich Räume für den Aufenthalt des Kurfürsten, deren Einrichtung 1778 in das Schloß Schönbornslust abtransportiert wurde. Vor dem Eingang zur Küche stand seit 1712 der Brunnen. Er wurde durch eine Holz-Röhrenleitung von einer Quelle bei Blumenrod versorgt. Die Art der Wasserversorgung vor 1700 ist nicht bekannt.

Bauteil B. Der Wohnturm aus dem 13. Jahrhundert
Er besteht aus einem gewölbten Kellergeschoß und zwei gewölbten, repräsentativen Saalgeschossen. Der Erdgeschoßsaal war um 1780 mit Fachwerkwänden unterteilt in einen mittleren Gang, der zum Kamin führte, in eine Gesindestube zum Hof hin, die auch als Wartestube für die Zinsbauern diente und, nach Osten, in ein Büro für einen Beamten. Der obere Saal diente als Speisezimmer des Kurfürsten. Nach dem 30-jährigen Krieg, 1652, erhielt der Turm sein heutiges Giebeldach.

Bauteil C. Der Kapellenbau
Er wurde im 16. Jahrhundert grundlegend umgestaltet. In der Kapelle wurde ein Querbogen zur Lastabtragung eingezogen und die Decke tiefer gelegt. Darüber wurde dann ein weiteres Geschoß errichtet. Mit dem Querbogen verschloß man den alten, sehr schmalen Durchgang zwischen dem Wohnturm und der Kapelle. Ebenfalls wurde der Chorabschluß verändert.

Schon vorher, 1531, ließ der Trierer Kurfürst die Kapelle neu ausstatten.1584 stiftete der Kurfürst ein Altarretabel, einen dreiflügeligen Altaraufsatz, für die Schloßkapelle. Das Triptychon zeigt in der Mitte eine Kreuzigung, auf der linken Tafel den heiligen Petrus als Patron der Kapelle und rechts den heiligen Lubentius. Die Tafel befindet sich heute in der Pfarrkirche zu Roxheim-Bobenheim. Im 30-jährigen Krieg verödete die Kapelle und noch nach 1700 mußte der Kurfürst auf deren Verwahrlosung hinweisen. Der Gottesdienst am Altar wurde 1813 eingestellt.

Altar der Schlosskirche

Bauteil D. Der Saalbau
Der Saalbau ist nur zum Teil unterkellert. Er enthielt übereinander zwei große Säle, von denen der untere als Pferde- und Kuhstall diente und der obere als Lager. Die Decke des Erdgeschoßsaales ruhte auf einem Längsunterzug auf drei Stützen. Die Decke des oberen Saales wurde ebenfalls von einem Längsunterzug getragen, der aber am Dachstuhl aufgehängt war. Auf der Nordseite stand ein großer Kaminblock von etwa 5,50 m Breite. Der Saal war über eine äußere, überdachte Treppenanlage zugänglich. 1707 wurde das Fachwerk der darüberlegenden Laube und die tragenden Stützen ausgetauscht. Am Ostgiebel waren Nebenräume angefügt, von denen der äußere als Abtritt diente.

Bauteil E. Die Scheune
Sie wurde erst 1779 wahrscheinlich an Stelle älterer Bauten an der Schildmauer der Burg errichtet. Davor im Hof lag der Mistplatz.

 

Das Tor
Zwischen Bauteil E und F lag das enge Schloßtor, eigentlich das mittelalterliche Burgtor mit einer Zugbrücke über den Burggraben. Es wurde 1776 umgebaut und Amtmann Leo ließ es 1811 abtragen und als ein einfaches Flügeltor wieder aufbauen.

Bauteil F. Der Barockbau oder auch „Das neue Schloß“
Wurde 1720 als Wohnung für den kurtierischen Amtmann erbaut. Die Kreuzgewölbe des hohen Kellers ruhen auf einem Mittelpfeiler. Das nachlässige Mauerwerk und die wenigen
Hausteinteile deuten auf eine Erbauungszeit auch des Kellers um 1720 hin. Allerdings könnte die etwa zwei Meter dicke Mauer links vom Kellerabgang zum Tor hin (grau) auf
das mittelalterliche Burgtor hindeuten. Dann wäre dieses spätestens um 1720 abgelegt worden. Nach Osten anschließende, vermutete Kellerräume sind, wenn sie überhaupt
vorhanden waren, verschüttet. Vor dem Haus wurde zur Lahnseite hin ein kleiner Garten angelegt und an der Nordmauer ein Sommerpavillon.

20. Jahrhundert: Nutzung und Ereignisse

 

1883 bis 1963                 

  • Nutzung der Räume für eine Gewerbeschule und eine Fortbildungsschule für Mädchen: eine Berufsschul-Ära.

1905  bis 1976

  • Einrichtung eines Diözesanmuseums im Turm und den angrenzenden Räumen, ein Teil der Räume steht leer.

1929

  • Brand des Südflügels des Schlosses und Wiederaufbau 1934/35.

1945

  • Übernahme des Schlosses durch das Land Hessen

1956-1963

  • Theateraufführungen im Schloss durch die Spielschar des Gymnasiums Limburg (heute: Tilemannschule)

1963

  • Gründung des Studentenkabaretts der Uni Frankfurt: "Die Freimauler"

1967-1973

  • Limburgs erster Jugendclub "Black-Out"

1970

  • Einzug der Mährisch-Neustädter Heimatstube
  • Einzug des Domchors, später auch der Domsingknaben

1971

  • Gründung der Mädchenkantorei

1972

  • Sitz der italienischen Gemeinde

1974

  • Einzug des Hessischen Landesinstituts für Pädagogik - Regionalstelle Limburg

1975

  • Treffpunkt der portugiesischen Gemeinde

1977

  • Umzug des 1876 gegründeten Stadtarchivs Limburg vom Haus Trombetta ins Schloss

1995

  • Gründung des Fördervereins Limburger Schloss e.V.

2000

  • Übergabe des Schlosses vom Land Hessen an die Stadt Limburg

2003 & 2004

  • Open-Air Theaterfestival, organisiert von der Limburger Werbegemeinschaft Cityring
Das Limburger Schloss - Luftaufnahme von 2016

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Förderverein Limburger Schloss e.V.
Rötherstr. 48
65553 Limburg

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© Stefan Best